Elternurlaubsmodelle: Was kostets, was nützts?
Der Bundesrat legt eine Kosten-Nutzen-Analyse für deutlich umfangreichere Elternurlaubsmodelle vor. Der entsprechende Postulatsbericht basiert maßgeblich auf der Literaturanalyse von econcept im Jahr 2023.

Die Schweiz ist das einzige europäische Land ohne Elternurlaub. Stand heute haben Mütter in der Schweiz Anspruch auf 14 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub und der andere Elternteil hat Anspruch auf zwei Wochen. In Anlehnung an die Elternurlaubsmodelle der anderen europäischen Länder fordern verschiedene Kreise, dass die Schweiz die bezahlten Urlaubsleistungen für frischgewordene Eltern über die Einführung einer (zusätzlichen) Elternzeit ausbaut. Aber Bundesrat und Parlament stehen diesem Vorhaben kritisch gegenüber.
Als Hauptargumente gegen die Einführung eines Elternurlaubs, den die Elternteile frei unter sich aufteilen können, haben Bundesrat und Parlament zum einen das Kostenargument ins Feld geführt. Zum anderen betonen sie den vordringlichen Ausbau der bedarfsgerechten familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung. Mit der Annahme des Postulats «Volkswirtschaftliches Gesamtmodell (Kosten-Nutzen) von Elternzeitmodellen» (21.3961) der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-N) hat sich der Bundesrat 2021 jedoch bereit erklärt, die Kosten und Wirkungen eines Elternurlaubmodells aus wirtschaftlicher Optik vertieft zu prüfen. Nun liegt der Bericht des Bundesrats vor.
Econcept hat 2023 mittels einer Literaturanalyse die analytischen Grundlagen für den Bericht des Bundesrats geleistet: Im Projekt «Elternurlaubsmodelle – systematische Auslegeordnung empirischer Evidenz und Machbarkeit einer gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung» haben wir im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) empirische Evidenz zu Mutterschafts-, Vaterschafts- und Elternurlaub systematisch untersucht. Darauf aufbauend haben wir Thesen abgeleitet, wie sich Anpassungen der Urlaubsregelungen für Eltern auswirken könnten, und in Form von Wirkungsmodellen dargestellt. In seinem Postulatsbericht greift der Bundesrat diese auf und sieht in ihnen die wesentlichen Kosten und Nutzen verschiedener Elternurlaubsmodelle gut abgebildet.
Sollten künftig vertiefende empirische Untersuchungen erforderlich sein, so enthält unsere Studie für die drei Wirkungsebenen «Individuum und Familie», «Wirtschaft» und «Gesellschaft» methodische Empfehlungen, wie weitergehende quantitative und qualitative Erkenntnisse zu erlangen sind.